Die Eisenstein-Wohnung ist die Wiege des “Musey Kino”.

Die Witwe Sergey Eisensteins, Pera Atasheva, hat vor ihrem Tod im Jahr 1965 den gesamten Besitz Sergey Eisensteins dem sowjetischen Staat übergeben,
um damit ein Eisenstein-Museum zu begründen. Dazu gehörten Archivmaterialien, persönlicher Besitz und Bücher.

Schon im Laufe ihres Lebens hatte sie einen Grossteil des riesigen Archivs – Manuskripte, Zeichnungen, Fotos und Dokumente- dem staatlichen Archiv für Literatur und Kunst (TsGALI, dem heutigen RGALI) übergeben. Die Bibliothek, die Möbel und persönlicher Besitz blieben in der Wohnung Pera Atashevas an der Smolenskaya Strasse.

Die Wohnung selber wurde nach ihrem Tod dem Vorstand des Verbands sowjetischer Kinematographisten von der Moskauer Behörden übergeben.

Der Verband gründete eine Kommission zur Verwaltung des künstlerischen Nachlasses S.M. Eisensteins unter der Leitung des Regisseurs Sergey Yutkevitch und eine Museums- Kommission zur Ausarbeitung eines Konzeptes für ein Filmmuseum und den Bau des Kinozentrums.

In den folgenden Jahrzehnten wurde die Eisenstein Wohnung zu einem Forum für vielschichtige Aktivitäten.

Die Werke Eisensteins wurden zur Veröffentlichung vorbereitet und Ausstellungs-Konzepte für Museen auf der ganzen Welt entwickelt. Hier trafen sich Filmschaffende aller Generationen, Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen, Studenten aller Kunstrichtungen; und es kamen prominente Besucher Moskaus.

Einige Besitztümer und Bücher gingen während der Umzüge verloren – 1948 aus der Eisenstein- Wohnung aus der Potylicha Strasse in das vorrevolutionarer Moskauer Haus Pera Atachevas am Gogol Boulevard, und 1962 in ihre neue Wohnung an der Smolenskaya Strasse.

Dennoch blieb der Grossteil des Nachlasses erhalten. Mitarbeiter und Freunde S.M. Eisensteins bezeugten, daß es ihr gelungen war, die künstlerische Atmosphäre des “Hauses des Meisters” zu erhalten.

Die Wohnung als Gesamt-Komplex ist ein Kulturdenkmal von einzigartiger Bedeutung für Russland und die ganze Welt. In Bezug auf Authentizität und Ausdruckskraft ist sie einmalig.

Der Grossteil der Sammlung besteht aus der Bibliothek. Sie beinhaltet mehr als 4000 Bücher auf fünf Sprachen, mit handschriftlichen Anmerkungen Eisensteins. Unter ihnen sind wertvolle Erstausgaben, in Russland seltene Ausgaben, Bücher mit persönlichen Widmungen, Ausgangsmaterialien und Quellen für Filme, theoretische Forschungsarbeiten und Vorträge Sergey Eisensteins. Nicht weniger wichtig für das Verständnis des Werks und der Persönlichkeit des Regisseurs ist seine Kunstsammlung:

Bilder und Graphiken (darunter Werke von Piranesi, Utamaro, Fernand Leger, Gouache Plakate des Kabuki Theaters, Lithographien von Daumier und Holzschnitte von Posada), Masken und kleine Skulpturen aus Mexiko, China, Afrika, Indonesien, Indien, russische Holzskulpturen, russische Volksmalerei und Keramik. Die Montagekunst Eisensteins, für die seine Filme berühmt sind, drückt sich auch in seiner Einrichtung aus. Hier verbinden sich verschiedene Epochen und Stile:

Schwarz-orange Bauhaus- Möbel neben einem bestickten Sessel aus dem frühen 19.Jahrhundert und Chippendale- Stühlen, eine französische Seiden-Stickerei im Rokoko-Stil, und georgische Folklore-Stickerei, mexikanische Teppiche und handgewebte ukrainische und russische Gürtel.

Hier kommt die “Feinfühligkeit für die ganze Welt“ zum Ausdruck, die Dostoyevski in seiner Rede über Pushkin von 1880 als grundlegende Eigenschaft der russischen Kultur bezeichnete.

Aus den frühen Lebensabschnitten Eisensteins in Riga und Petersburg haben sich Geschirr, der runde Eichentisch mit 5 Stühlen, die Vitrine und der Kronleuchter erhalten.

Der zeitgenössische Teil der Bibliothek besteht aus Veröffentlichungen zu Eisenstein und Ausgaben seiner Werke.

Vera Rumyantseva, Mitarbeiterin des Eisenstein-Kabinetts