The Hollywood Reporter, Februar 2015
“A modern Russian hero in a doc of special interest to film lovers. A stirring account of the tribulations of the Moscow Film Museum and its legendary director Naum Kleiman
In Cinema: A Public Affair, Russian documentarist Tatiana Brandrup chronicles the rise and fall of the Moscow Film Museum, one of the gems of the perestroika reform movement, as she paints a vibrant portrait of its legendary director Naum Kleiman. Using on-camera testimony by former museum staff and loyal film-goers like Leviathan director Andrey Zvyagintsev, interviews with Kleiman and excerpts from the film collection, this is an openly partisan account of the political decision to curb the museum’s activities. Far from investigative journalism (in fact the real reasons behind the museum’s woes are never clear), it is a celebration of a modest, inspiring cultural figure whose conviction that cinema can be used to construct a free civil society is a more contagious idea than a TED talk. This is not just a doc about an unfortunate change of staff, but a ringing alarm bell warning of the return of totalitarianism in Russia.”
Der Tagesspiegel, Februar 2015
„Die junge Regisseurin Tatiana Brandrup hat über das Moskauer Filmmuseum einen wunderbaren Film gedreht.“
RadioEins (rbb), Knut Elstermann Februar 2015
„Ein Film, über viele Jahre entstanden, beschreibt nicht nur wunderbar das Leben Naum Kleimans, sondern er zeigt den Prozess der Geschehnisse. Das ist das Beste, was ein Dokumentarfilm machen kann. Ein extrem komplexer Film, der viel über die Rolle des Kinos vermittelt.“
Novaya Gaseta, Moscow Februar 2015
“This film is a journey into the world of Naum Kleiman. The director asks inconvenient questions:
Why did society not protect the Cinema Museum?
What is the role of cinema today?
Can cinema help society?”
Link zu den vollständigen Artikeln und weitere Pressestimmen:
http://www.hollywoodreporter.com/review/cinema-a-public-affair-berlin-772699
http://blogs.faz.net/filmfestival/2015/02/12/humanismus-mit-menschlichem-angesicht-399/
https://www.novayagazeta.ru/articles/2015/02/13/63042-zhizn-ego-151-kinematograf-cherno-beloe-kino
http://www.novayagazeta.ru/arts/71536.html
https://silentlondon.co.uk/2015/10/06/le-giornate-del-cinema-muto-2015-pordenone-post-no-4/
http://www.kommunale-kinos.de/neu/wp-content/uploads/2016/03/KK4_2015Netz.pdf
http://jbspins.blogspot.co.il/2016/01/nyjff-15-cinema-public-affair.html
http://www.braunschweiger-zeitung.de/kultur/article152380768/Weil-die-Leute-Angst-hatten.html
http://www.sueddeutsche.de/kultur/filmtipp-des-tages-der-traum-vom-freien-kino-1.3115670
http://www.koenigsberger-express.com/index.php?id_article=3675&kat=37
Gedanken zum Film von Larissa Miller in der Ausgabe Nr.6 vom 22.1.2016 der „Novaya Gaseta“
Russlands einziger unabhängiger Zeitung
Ende mit Fragezeichen
Wie unser Filmmuseum von deutschen Filmemachern verteidigt wurde.
Dies ist auf keinen Film eine Rezension des Films „Cinema: A Public Affair“ von Tatiana Brandrup, der sich der dem Schicksaal des russischen Filmmuseum, dem „Musey Kino“ gewidmet ist. (Deutschland, Filmkantine, 2015)
Diesen Film anzusehen ist zu schmerzhaft, um über ihn als Kunstwerk zu sprechen.
Ich möchte nur mit meinen Lesern teilen, was nach dem Ende des Films in meiner Seele vorgeht. Dies ist es, was vorgeht:
Ich erinnere mich an unterschiedlichste Lebenssituationen, die ich gerne vergessen würde, doch es fehlt die Kraft dazu – schwere und dennoch alltägliche Episoden unserer Wirklichkeit. Der verbotene Roman von Wassili Grossmann „Leben und Schicksaal“, dessen Beschlagnahmung der Schriftsteller nicht überlebte. Den Regisseur Tairov, der die Schließung seines Theaters nicht überlebte. Wie Alisa Koonen in ihren Memoiren beschreibt, ging er jeden Morgen zu dem Gebäude, das noch bis vor kurzem sein Zuhause gewesen war. Der Philosoph Gustaf Spät, der wie aus Schmerz das Gesicht verzog, als diejenigen, die kamen, um ihn zu verhaften, seine Lieblingsbücher auf den Boden warfen und darauf traten. Die Themen blinken auf, wie Kinobilder. Ich habe nur einige Namen genannt, die gut bekannt sind. Doch wie viele ich kenne, die völlig unbekannt sind!
Zum Beispiel der Schöpfer des kaukasischen Naturschutzparkes Christopher Georgiev Saposhnikov, der 1937 verhaftet wurde.
Von Geheimdienst-Agenten, die seine ein Leben lang gesammelten Schmetterlinge in einen Handkarren geworfen hatten, wurde er hinter dem Karren durch die Straßen von Maykopo geführt. Und er ging und weinte, als er sah, wie diese Reichtümer in den Straßenstaub fielen.
Davon erzählte meinem Sohn eine Bewohnerin Maykopos, die mit Saposhnikov gut bekannt war.
Man kann die Themen nicht zählen.
Für Verbote und Strafanzeigen waren auch die weniger blutigen Epochen Chruschtschows und Breschnews bekannt:
Die aufs Regal gelegte Filme Alex Germans,verfemte und verjagte Michail Kalik, die mit Bulldozern zerstörten Gemälde von Belayev….
Die Fortsetzung folgte auch in der neuen Ära, als das Hauptmotiv zur Zerstörung kultureller Schätze die Bereicherung wurde,die illegale Privatisierung von Gebäuden usw.
Und genau davon handelt die Geschichte des Filmmuseums der letzten Jahre.
Auf der Leinwand sind wunderbare Personen zu sehen, Junge und Alte.
Naum Kleiman – Eisenstein Spezialist, Filmkritiker und Begründer des Filmmuseums
(Das Filmmuseum entstand 1989)
Neben ihm sind die, die man nicht als Helfer bezeichnen kann – eher Kampfgefährten.
Das sind junge Regisseure, die Regisseure wurden dank des Filmmuseums, Filmkritiker, langjährige deutsche Freunde, Kollegen, die das einzigartige Museum schätzen.
Passt denn das Wort „Museum“ zu so einer unglaublich lebendigen Sache wie dem Kino?
Wie alles Lebendige kann man es töten, zertreten, vernichten. Genau damit beschäftigen sich diejenigen, welche die Macht und Russland aus den Händen der Kulturschaffenden an sich gezogen haben, seit Jahren – genau, wie sie 2005 das Filmmuseum ins Exil zwangen.
Warum räuchern unsere Mitbürger das Filmmuseum aus, und der Franzose Jean Luc Godard schenkt ihm ein Stereo-Anlage? Warum entlassen unsere Mitbürger unzählige unschätzbar wertvolle Mitarbeiter, aber die Kollegen im Ausland unterstützen sie, verleihen ihnen Preise und machen einen Film, aus dem sich unangenehme Fragen ergeben?
Welch „wunderbarer“ Hintergrund für ein Gespräch über Patriotismus.
Was erreichen denn die „Patrioten“? Die Verwandlung von unabhängigen Menschen in Sklavenseelen ohne Erinnerung.
Denn das Filmmuseum – das ist auch die Kenntnis der Geschichte, ohne die es keine Zukunft gibt. Das Filmmuseum ist außerdem, wie Naum Kleiman es sagt, ein Navigator, unbedingt notwendig im undurchsichtigen Meer der Informationen.
Es wäre passend, darüber nachzudenken, welche neuen Möglichkeit die digitale Epoche für das Filmmuseum eröffnet, aber leider müssen wir übe etwas ganz anderes sprechen.
Darüber, worüber wir immer sprechen müssen – wie man überlebt, nicht verschwindet, gehen, wie man sich über Wasser hält.
In Bezug auf den Film möchte ich keine Fachausdrücke benutzen, wie der Film „gedreht und geschnitten“ wurde – sondern denen danken, welche die Zeit, die Kraft und die Mittel dafür nicht gescheut haben.
Und man möchte daran glauben, dass das Fragezeichen hinter dem Wort „Ende?“ bedeutet, dass es noch nicht Abend ist, dass man noch etwas richten kann, dass noch alles vor uns liegt.